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Brief ans World Economic Forum

Steffisburg, 3. Juli 1991

Albert von Peterffy
Thunstrasse 22
3612 Steffisburg

World Economic Forum
Ch. Hauts-Crets 53
1223 Cologny

Sehr geehrte Damen und Herren

Einerseits hat nach 70jährigem Experiment der marxistische Sozialismus versagt, er endet in Elend und Hungersnot. Andererseits hat die von Professor Ludwig Erhard lancierte, mit Leistungsanreiz und Werbung überhöhte freie Marktwirtschaft zur Plünderung der die Lebensgrundlage bildenden Ressourcen geführt. Eine alternative Lösung zu suchen und zu finden ist dadurch aktuell geworden. Die alternative Lösung ist - statt mit Emotionen, was die Eigenschaft des Geldes ermöglichte, ja sogar förderte -, rein wissenschaftlich zu leben.

Den Eifer und die Ambition, rein wissenschaftlich zu leben, analysiert das Wort «Produktion». Daraus ergibt sich, dass die Produktion der für die Menschheit notwendigen Güter von drei Faktoren abhängt: von Verstand, Material und Arbeit (und gar nicht vom Geld).

Wissenschaftlich das Material in seinem urweltlichen Zustand weiter zu analysieren ist nicht geeignet, die menschlichen Bedürfnisse und Ansprüche zu decken. Sie erhalten ihren Wert für den Menschen erst dadurch, dass sie durch Verwendung von Arbeit bzw. Energie zu Gebrauchsgütern verarbeitet werden. Folglich ist der Grundsatz, dass die Gebrauchsgüter (für die Menschen) soviel Wert haben, wie Arbeit bzw. Energie für ihre Herstellung - vom Rohstoff bis zum gebrauchsfertigen Gegenstand - aufgewendet wurde. Das ist absolut logisch und eine unanfechtbare Realität.

Bei der Anwendung des Energiewerteinheitsystems wird die Produktion nicht mit Geld bewertet, sondern die verbrauchte Energie an Messinstrumenten in Watt oder Kalorien ausgedrückt, welches als Tauschmittel - statt Geld – verwendet wird.

Die von mir verfasste und von mir empfohlene neue Ordnung ist aufgebaut auf ein System bzw. eine Systematik. Das heisst: auf eine lückenlose, perfekte Logik. Dieses System schliesst Missbrauch oder verschiedene falsche Interpretationen aus und sichert in dieser Weise eine soziale Gerechtigkeit und Gesetzmässigkeit.

Obige Beschreibung erklärt eindeutig, dass die heute in gegenseitigem ewigem Kampf liegenden Schichten, wie Parteien gegenüber Parteien, Arbeiter gegenüber Arbeitgebern, Verbraucher gegenüber Produzenten usw., im neuen System friedlich und harmonisch miteinander leben werden. Dieser Kampf, der versucht, mit allen moralischen und unmoralischen Mitteln mehr und mehr Geld und damit mehr Vermögen, Macht und Einfluss zu gewinnen, wird verunmöglicht.

Die hässliche Einteilung der Menschen in verschiedene Kategorien wie reich und arm mit all den extremen Möglichkeiten und Kriminalitäten für und wegen des Geldes, die die Menschenwürde untergrabenden Eigenschaften des Geldes werden automatisch aufgehoben.

Mit der Abschaffung des Geldes öffnet sich eine neue Epoche in der Geschichte der Menschheit. Ein neuer Mensch wird entwickelt, mit neuer Ethik und neuer Mentalität. Statt dem Streben nach Profit wird alles nach seiner Zweckmässigkeit untersucht, beurteilt, und alles wird im Interesse der Menschheit und nicht des Profites entschieden und gestaltet. Der Wahlspruch wird sein: «Einer für alle und alle für einen».

Das von mir empfohlene System schafft ein mit mathematischer Klarheit, Sicherheit und Festigkeit ausgeglichenes Gleichgewicht zwischen dem gesamten Ergebnis der produzierten Konsumgüter und der verteilten Menge von Energiewerteinheiten in Form von - nennen wir es so - Energiescheinen als Tauschmittel.

Beim geldlosen Energiewerteinheitsystem ist eine Inflation der Tauschmittelscheine ausgeschlossen, ebenso eine Akkumulation der Energiescheine und damit auch eine Vermögensbildung. Das ist aber auch nicht notwendig, ja sogar überflüssig, weil jeder einzelne Mensch gut leben kann. Als Sicherheitsfaktor bürgt das gesamte nationale Industriepotential, was Wohlstand, absolute Sicherheit und ein angenehmes Leben für alle gewährleistet.

Die Automation im neuen System wird gefördert bis zur Grenze der zur Verfügung stehenden Ressourcen, ohne dass Arbeitslosiqkeit, Inflation oder Rezession folgen. Statt Arbeitslosigkeit offenbart sich die Befreiung des Menschen von der physischen Arbeit.

Der wesentlich grösste Vorteil meines vorgeschlagenen Systems ist die Trennung und Absonderung der Binnenwirtschaft vom Aussenhandel bzw. Export-Import.

Im neuen System ist der einheimische Wirtschaftsprozess, bestehend aus Produktion und Verteilung der Konsumgüter, vollkommen unabhängig vom Aussenhandel. Die Bewertung und Verteilung der Güter für den einheimischen Verbraucher wird nicht durch Verwendung des Geldes geschehen. Das Geld wird im neuen System überhaupt nicht existieren.

Deshalb ist die Binnenwirtschaft störungsfrei, absolut ruhig und ausgeglichen, fliessend, unabhängig und frei von staatlicher Willkür, Geldkursen, Börsen usw. (es lohnt sich, darüber nachzudenken und zu spekulieren, wie z. B. in diesem System der importierte Energiebedarf, das ÖI kompensiert werden sollte).

In der «Neuen Zürcher Zeitung» vom 8. Februar 1980 erschien folgender Artikel: «In Zukunft werde Erdöl nicht mehr nur für Geld, sondern auch im direkten Austausch mit Technologien verkauft werden, sagte Sheikh Ahmed Zaki Yamani, Erdölminister von Saudiarabien. Als Grund nannte er den Kursverlust des Dollars, der zusammen mit der Inflation den Ertrag aus dem Erdölexport unter Null drücke. Was immer der Westen tun werde, der Erdölpreis müsse real steigen, wobei das Preisniveau der Alternativenergien dessen Höhe bestimmen werde. Die Frage der Sicherheit der Lieferungen könne nur diskutiert werden, wenn in diesem Zusammenhang auch die Dritte Welt und das Nord-Süd-Problem zur Sprache kämen. Für den Dialog zwischen den Erdölproduzenten und den Verbraucherländern schlägt Yamani die Schaffung eines neuen internationalen Organs vor, dem die OECD, die Opec und die multinationalen Gesellschaften angehören sollen.»

Um die importierten Waren bzw. Produkte mit Energiewerteinheiten verteilen zu können, wäre es möglich, die Energiewerteinheiten durch Tausch zu verrechnen.

Nach meinen Mitteilungen und Bekanntmachungen wäre mein Wunsch:

  1. Anerkennung meiner Idee als eine, die ganze Menschheit betreffende, epochemachende und zukunftsweisende Studie.
  2. Als Idee für würdig zu halten, am kommenden Managementsymposium in Davos an alle Teilnehmer verteilt zu werden, in genügenden Exemplaren in deutscher und englischer Sprache.
  3. Mir zu helfen, das beigelegte Material verständlich zu sortieren, zusammenzustellen und zu vervielfältigen.
  4. Die Teilnehmer zu ersuchen, in meinem Namen eine Stiftung zu gründen mit der Aufgabe, meinen Vorschlag bis ins Jahr 2000 realisierbar zu entwickeln. Standort der Stiftung: Hochschule für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften in St. Gallen unter der Leitung von Prof. Dr. H. C. Binswanger, oder beim Economic Forum in Cologny.

Sehr geehrte Damen und Herren, ich möchte Sie höflich bitten, meinen Vorschlag vorurteilslos zu studieren, auszuwerten und zu verteilen und, falls er von den Teilnehmern gutgeheissen wird, zu organisieren. Ich schätze, dass das Energiewerteinheitsystem bis zum Jahr 2000 eingesetzt werden kann.

In der Hoffnung, dass Sie mit mir Kontakt aufnehmen, verbleibe ich

Mit vorzüglicher Hochachtung

Albert von Péterffy

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